Liebes Forum,
überlege nun schon ein paar Tage ob und wie ich es schreibe. Habe mich nun durchgerungen:
Ich Marie bin fresssüchtig, seit vielen Jahren. Nein, ich esse nicht nur viel sondern übermäßige Mengen. Meist bis ich kurz vor dem platzen bin. Mir geht es dann oft körperlich sehr schlecht bis hin zu Herzrhytmusstörungen, weil der Bauch extrem gefüllt ist und seinen Platz einnehmen muß. Schlimmer ist aber meine psychische Verfassung. Ich bin besonders nach einer Fressorgie sehr enttäuscht (natürlich über mich), depremiert bis zu depressiv. Ich mag mich natürlich nicht im Spiegel anschauen, mein Körper finde ich ecklig. Bin nicht nur dick, ich bin sehr übergewichtig, fett. Mein Therapeut drückt es vornehm als adipös aus. :roll:
Mein BMI schwankt zwischen 35 und 40, ich habe Bluthochdruck der behandelt wird, nehme Medikamente gegen Diabetis, Gelenke sind auch entzündet. Und ich habe natürlich auch Verschreibungen wegen meiner Depression.
Ich bin seit einigen Jahren in ambulanter Therapie, stationär ist nix für mich. Mein Therapeut, der mittlerweile dritte, ist sehr empathisch und einfühlsam. Ich habe festgestellt Fresssucht oder auch binge eating ist im Endeffekt immer eine Kopfsache. Viel liegt in der Vergangenheit begraben (wie bei mir) und muß erkannt und verabeitet werden. Ich habe da schon viel Nerven, Tränen und Kraft bei meinen Sitzungen gelassen. Fast immer nachher mit einer Erleichterung.
Meine Fressorgien sind mittlerweile nicht mehr so häufig, im Durschschnnitt circa einmal pro Woche. Vor noch einem Jahr passierte es fast täglich. Natürlich ist ein jedes Mal immer zuviel.
Die Welt muß wissen Esssucht ist eine Krankheit und eine krankhafte Sucht ähnlich wie die mit Drogen. Bei Drogen kann ich abstinent sein, essen muß aber der Mensch. Esssüchtige fühlen sich oft isoliert, allein und mißverstanden, obwohl viele ein normales Berufsleben haben, sogar Familienleben. Die Gesellschaft grenzt superdicke Menschen aus und zeigt mit den Finger drauf, obwohl gerade Deutschland immer dicker wird. Die ist dick, die frißt ohne Ende, hat keinen Charakter.
Ich habe sehr wohl Charakter und gebe viel Kraft und Energie, um meine Eßstörung in den Griff zubekommen. Heute bin ich stärker und gehe offener mit meiner Krankheit um. Ich möchte in die Welt hinausposaunen: Auch wenn mancher Mensch nicht ganz so dem Ideal entspricht, urteilt nich pauschal ab, schaut hinter die Fassade, macht ihnen lieber Mut.
Esssucht ist wie der Name sagt eine Sucht und mittlerweile auch eine erkannte Krankheit!